Indien ist ein Land vieler Kontraste. Einerseits aufstrebende Volkswirtschaft, Atommacht und die stabilste Demokratie der Region. Andererseits bleibt die große Armut weiter Bevölkerungsgruppen bestehen.
Indien ist nach einer G-20-Studie, die 2012 vorgestellt wurde, das frauenfeindlichste Land unter den großen Nationen der Welt. Grund ist die in der indischen Gesellschaft weit verbreitete Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Trotz der gesetzlichen Gleichstellung von Männern und Frauen liegt Indien laut dieser Studie damit hinter Saudi-Arabien an letzter Stelle.
Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass die Stiftung „Wir für Kinder in Not“ sich bereits von Anfang an für verschiedene Projekte, mit dem Schwerpunkt auf Mädchen und jungen Frauen, einsetzt.
Durch den vormaligen Schulträger Johannesbund e.V. bestanden viele persönliche Kontakte durch Schüleraustausch, anderer Dienst im Ausland, Sozial- und Berufspraktikum, gegenseitige Besuche auf allen Ebenen der Schulgemeinschaft. Aud der einen Seite werden Projekte langjährig unterstützt, andererseits hilft die Stiftung in plötzlichen Notlagen durch Naturkatastrophen u.a.
Asha Kiran/Jeripatka/Maharashtra
Es liegt am Rande der Großstadt Nagpur, wo sich Johannesschwestern für Waisenkinder einsetzen. Bis 2015 wurden dort 12 Mädchen und Jungen, deren Eltern an AIDS gestorben waren oder so schwer erkrankt waren, dass weder Eltern noch Großeltern sich um sie kümmern konnten, in einer Garagen betreut, um ihnen eine notdürftige Bleibe zu ermöglichen. Die Stiftung beteiligte sich zu diesem Zeitpunkt am Bau eines Heimes für die Kinder. Seither wurde dieses Projekt für rd. 24 Kinder jährlich bedacht, so dass ein Nutzgarten und ein Brunnen angelegt und Schulmaterialien, Kleidung, Medizin und Nutztiere angeschafft werden konnten. Inzwischen hat der indische Staat verfügt, dass die Jungen das Heim verlassen mussten, so dass jetzt 50 Mädchen dort ihr Zuhause gefunden haben. Die örtlichen Behörden schicken kranke und verwahrloste Mädchen, die niemanden haben, der sich um sie kümmert. Eine staatliche Unterstützung bekommt das Heim allerdings leider nicht, auch wenn Neuankömmlinge erst einmal eingekleidet und mit Schulmaterial versorgt werden müssen.
In der Zwischenzeit konnten erste Mädchen ihre Ausbildung abschließen und nunmehr auf eigenen Füßen stehen, so dass neuen Kindern die Chance auf ein sicheres Leben und auf Schulbildung ermöglicht werden kann.
Die letzten Gelder wurden für Sanitäranlagen sowie die spezielle Betreuung eines HIV-kranken Kindes und an Corona erkrankter Mädchen verwendet. Im vergangenen Jahr konnte mit dem Bau der neuen Sanitäranlagen begonnen werden, nachdem ein von 5. und 6. Klässlern veranstaltetes Charity-Dinner 8.000 Euro Spenden für dieses Projekt erbracht hatte.
Unterstützung der Johannesschwestern in Poona, Hinganghat und Gohpur
Seit 2015 werden junge Mädchen und Johannesschwestern in Poona durch zweckgebundene Erträge einer Erbschaft unterstützt. Diese wurde der Stiftung von einer amerikanischen Dame vererbt, die dort lebte und auf diesem Weg weiter für die jungen Frauen vor Ort sorgen wollte. Die Erträge kommen Kandidatinnen in Nagpur/Maharashtra und Gohpur/Assam zugute. Die je 12 Kandidatinnen kommen meist im Alter ab 14 Jahren aus weit abgelegenen Landesteilen. Ihre Eltern arbeiten als Tagelöhner oder Arbeiter in der Landwirtschaft. Manchmal haben die jungen Mädchen die 10. Klasse abgeschlossen. In einem strengen Tagesablauf von 5 Uhr morgens bis 22.30 Uhr abends wechseln Sprachunterricht, religiöse Übungen, Gebetszeiten, religiöse Unterweisung, Musik und Tanz, Schneidern, Haus- und Gartenarbeit ab.
Nach drei bis vier Jahren wechseln sie ins Noviziat und setzen als Schwestern ihre Ausbildung fort. In verschiedenen Gemeinschaften lernen sie auch den Alltag in der Ordensgemeinschaft kennen und die ordenseigene berufliche Arbeit. Auch eine Gruppe von 12 Novizinnen in Poona kann durch die Erträge in ihrer Ausbildung unterstützt werden.
Gohpur/Assam
Im Juni 2015 besuchte Frau Heinrigs die neue Einrichtung der Johannesschwestern in Gohpur im Bundesstaat Assam. Die Schwestern haben dort einen Kindergarten in ihren Wohnräumen eingerichtet. Die Eltern der Kinder arbeiten auf den Teeplantagen und in den Teefabriken und haben den ganzen Tag keine Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Kinder lernen dort lesen, schreiben, rechnen und eine Fremdsprache. Auch singen und tanzen gehören zum Programm. Seither wird dieses Projekt regelmäßig unterstützt, um den Alltag der Kinder finanzieren zu können.
In 2022 wurde das Mädchenheim in Gohpur kurzfristig mit 2.000 € unterstützt, weil durch Hochwasser das gesamte Erdgeschoss und vor allem große Schäden in der Elektrik und beim Mobiliar auftraten.
Sewagram/Maharashtra
In Sewagram/Maharashtra führen die Johannesschwestern ein Heim mit Werkstätten für behinderte junge Menschen. Sie werden morgens mit dem Bus bei ihren Familien abgeholt und abends wieder nachhause gebracht. Tagsüber nähen sie Schulkleidung, gestalten Schmuck und Grußkarten. Damit können sie Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen.
Außerdem unterstützt Sr. Sima behinderte Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, um die Eltern anzuleiten im Umgang mit ihren Kindern. Von den 1.000 € der Stiftung konnten Gehhilfen, passende Sitzmöbel und kleinere Hilfsmittel gekauft werden.
Sewagram VRO/Maharashtra
Im November 2021 konnte ein Heim für Mädchen und junge Frauen, die nach einer psychiatrischen Behandlung nicht nach Hause zurückkehren können, eröffnet werden. Auch hier unterstützte die Stiftung zunächst den Bau und seitdem die Anschaffung verschiedener Einrichtungsgegenstände.